Mit der Idee eines Fahrrad-Clusters und der Unterstützung des BDS holt sich die Gemeinde den Sieg.

Magstadt hat in der Kategorie „Gemeinde“ den Landeswettbewerb „Start-up BW local – Gründungsfreundliche Kommune“ gewonnen. In den Fokus seiner Präsentation rückte das Team um Bürgermeister Florian Glock am Freitag die Idee, Magstadt zur Fahrrad-Hochburg mit bundes-, ja sogar europaweiter Ausstrahlung auszubauen.

Von Werner Held

MAGSTADT. Florian Glock ist glücklich und stolz. Beim „Start-up BW Summit 2019“ präsentierte er zusammen mit Existenzgründerin Lena Winter und Andreas Pichler vom Bund der Selbstständigen das Konzept, mit dem Magstadt Existenzgründer und Start-up-Unternehmen anlocken und damit Ladenleerstände im Ortskern beseitigen und der Wirtschaft im Ort einen Schub geben möchte. Beim Vorentscheid im Oktober hatte sich Magstadt für das Finale in der Landesmesse qualifiziert. Der Schultes hatte im Vorfeld des Finales mächtig geworben, damit möglichst viele Magstadter die Veranstaltung vor Ort miterleben. Zum einen spielte das Votum des Publikums bei der Entscheidung eine Rolle, wenngleich diese – wie Glock betont – maßgeblich von einer Jury aus Gründern getroffen worden ist. Zum anderen hofft Florian Glock darauf, dass sich möglichst viele Magstadter mit der Start-up-Initiative identifizieren.

Im Finale ließ Magstadt in der Kategorie „Gemeinden bis 20 000 Einwohner“ Ebhausen (Landkreis Calw) und Meßkirch (Landkreis Sigmaringen) hinter sich. „Die ausgezeichneten Kommunen zeigen auf eindrucksvolle Weise, wie vielfältig, kreativ und dynamisch sie ihre Gründungsunterstützung ausgebaut haben“, betonte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. „Sie helfen damit konkret vor Ort Gründerinnen, Gründern und Start-ups im gesamten Land und tragen damit zur Beschleunigung der Gründungsdynamik bei.“ Magstadt erhält wie die beiden anderen Gewinner – Konstanz in der Kategorie Städte und der Ortenau-Kreis in der Kategorie Interkommunale Projekte – Fördermittel in Höhe von 100 000 Euro. Die Gemeinde hat zwei Jahre lang Zeit, mit dem Geld konkrete Vorhaben zu verwirklichen.

Siegerfoto mit Ministerin (v. l.): Lena Winter, Andreas Pichler, Nicole Hoffmeister-Kraut und Florian Glock

Das Magstadter Projektteam hat sich in seinem Pitch im Finale auf das Thema Fahrrad-Cluster konzentriert. Rund um die Fahrrad-Hersteller Centurion und Merida und den Radfahrerverein Pfeil Magstadt, der in den Sparten Kunstrad, Radcross, Rennsport und Radtouristik aktiv ist, soll ein Netzwerk geknüpft werden, das mittelfristig weitere Firmen der Sparten Rad und E-Mobilität anlockt. Eingebunden werden sollen auch Agenturen, Vereine und Verbände, die das Radfahren in den Mittelpunkt stellen. Der Fahrrad-Cluster soll weit über Magstadt hinaus Bedeutung erlangen. Im Sommer soll in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnbau ein Kick-off-Event in Magstadt stattfinden. Geplant sind eine Fachmesse, ein Radrennen, die Präsentation der Downhill-Strecke und Probefahren auf speziellen Rädern, E-Bikes und Pedelecs. Die Magstadter haben ihr Schwerpunktthema im Finale bis zuletzt geheim gehalten, um der Konkurrenz ja nicht die Chance zu geben, darauf zu reagieren.

Der Bürgermeister möchte aber auch die Umsetzung anderer Elemente des Start-up-Konzepts vorantreiben, das er zusammen mit Mitgliedern des Bundes der Selbstständigen sowie Vertretern aller Fraktionen im Gemeinderat und unterstützt von einem Existenzgründungsberater erarbeitet hat. So sollen unter anderem Geschäftsräume, Ladenlokale und Werkstätten akquiriert werden, die Existenzgründern zur Verfügung gestellt werden könnten – eventuell auch zur gemeinsamen Nutzung. In den vergangenen Monaten hat Florian Glock die Erfahrung gemacht, dass nicht alle Eigentümer von leer stehenden Läden bereit sind, diese in das Projekt einzubringen. Er hofft, dass diese Neigung größer wird, nachdem Magstadt durch den Erfolg im Landesfinale in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist. Demnächst möchte er zu einem Runden Tisch „Leer stehende Ladenlokale“ einladen. Wie derartige Geschäftsräume genutzt werden können, zeigte die Initiative kürzlich mit einem Pop-up-Store im Gebäude Maichinger Straße 1. Dort präsentierten mehrere Existenzgründer das, was sie machen.

So was soll in Zukunft wieder stattfinden. Genauso wie der Gründertag, der im November erstmals Gründer und Menschen mit Ideen mit Vertretern von Institutionen zusammenführte, die ihnen auf dem Weg in die Selbstständigkeit helfen können. So ganz nebenbei bekam auch die Bevölkerung einen Einblick in das Kreativpotenzial, das Magstadt beherbergt. Der Bürgermeister hat Wirtschaftsförderung zur Chefsache erklärt. Er ist im Rathaus der Ansprechpartner für alle Anliegen von Existenzgründern. Florian Glock tingelt auch durch die Region und macht Werbung für die „Gründungsfreundliche Kommune Magstadt“.

Danke an die Kreiszeitung Böblinger Bote für die Erlaubnis zur Veröffentlichung des Artikels.

Bilder: startup BW unter CC BY-ND 2.0